Vielleicht habt Ihr im Hochsommer am Fluss auch schon einmal so einen süßlichen Mandelduft erschnuppert? Dann dürfte Euch der Geruch von Mädesüß „zu Kopf gestiegen“ sein, zumindest aber in die Nase. Die puffrigen, weißen Blüten duften ziemlich intensiv. Wenn das Echte Mädesüß (lateinisch: Filipendula ulmaria) blüht, ist neigt sich der Frühsommer dem Ende entgegen, es wird Hochsommer. Ob es wegen des süßen Duftes seinen Namen „wech hat“ – so sagt man das ihm Ruhrgebiet, wo ich dieses Jahr meinen Wintervorrat an Mädesüß gesammelt habe – oder ob damit früher Met, also Honigwein, gesüßt wurde, ist nicht abschließend geklärt. Muss ja auch nicht, beides passt.
Die Standorte des Echten Mädesüß
Das Mädesüß mag es saftig, also etwas feucht. Es wächst bevorzugt an Bach-oder Flussufern, aber auch auf feuchten Wiesen. Im Englischen nennt man daher auch es „Meadow sweet“ also „Wiesensüß“. Auf einer Magerwiese in den Alpen aber würde man es vergeblich suchen.
Wie Ihr im Foto sehen könnte, besitzt eine Pflanze viele kleine weiße Blüten, die alle nebeneinander angeordnet sind – rispenförmig, sagen BotanikerInnen. Und die beginnen sich so ab Mitte/Ende Juni zu öffnen, also die Blüten, nicht die BotanikerInnen. Bis Ende Juli kann man die Blütenrispen sehen – und sammeln. In diesem Jahr (2020) aber muss man sich wie bei allem etwas mehr beeilen, viele Blüten sind bereits dabei, zu verblühen.
Mädesüß: kleine Blüten, große Heilkraft
Blüten-Tee mit MädesüßIch habe oben von „Wintervorrat“ geschrieben, denn das Mädesüß ist eine tolle Heilpflanze, die bei Erkältungskrankheiten helfen kann. Ihre Blüten besitzen nämlich eine Vorstufe von Salicylsäure. Das ist die Substanz, die im Aspirin enthalten ist und schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirkt. Schon seit grauer Vorzeit sollen Mädesüßblüten als Schmerzmittel eingesetzt worden sein.
Blüten-Erkältungs-Tee mit Mädesüß
Die meisten der gesammelten Blüten trockne ich für meinen Blüten-Erkältungs-Tee. In ihn kommen außerdem Holunderblüten, Lindenblüten, Malvenblüten und immer auch Spitzwegerich. Je nachdem auch schon mal etwas Dost oder auch Blüten der Königskerze. Kamille ist dabei und für Geruch und Geschmack auch noch ein paar Rosenblätter. Mädesüßblüten könnt Ihr aber natürlich auch pur trinken – dann aber nie zu viel und nie zu lange. ACHTUNG: Wer Aspirin nicht verträgt, sollte auch kein Mädesüß zu sich nehmen. Falls Ihr noch andere Inspiration für Erkältungs-Tees wollt, schaut mal hier.
Mädesüß-Tinktur bei Erkältungen
Besonders wirksam ist Mädesüß-Tinktur. Im Fall einer Erkältung nimmt man sie tröpfchenweise ein. Ich nehme ca. 15 bis 20 Tropfen vor dem Schlafengehen – ähnlich wie ich auch Aspirin bei Erkältungen einsetzen würde. Für eine Tinktur müsst Ihr die Blüten nicht trocknen. Die Faustformel für Tinkturen lautet: ein Drittel eine Glases mit den Heilkräutern befüllen, in diesem Fall Mädesüßeblüten, und den Rest mit Alkohol aufgießen. Ich nehme dazu meist Doppelkorn, der hat so um die 35 Prozent Alkoholgehalt. Wer Wodka lieber mag, kann auch den nehmen. Die Blüten sollten mindestens 6 Wochen im Alkohol verbleiben, bevor man sie abseiht.
Mädesüß ganz kulinarisch
Aber eigentlich ist das Mädesüß viel zu schade und viel zu lecker, um nur mit Erkältungen in Verbindung gebracht zu werden. Wer es gerne süß mag, dem sei Mädesüß-Sirup oder Mädesüß-Erdbeer-Gelee ans Herz gelegt. Denn ich finde, Mädesüß und Erdbeeren harmonieren ganz besonders prächtig zusammen. Bitteschön:
Mädesüß-Gelee
Zutaten:
– 5 – 8 Mädesüßblüten (also die ganzen Rispen, sonst wäre es arge wenig 😉
– 1 Kg Erdbeeren
– Schale einer halben, unbehandelten Zitrone
– 500 gr Gelierzucker 3:1 aber verwendet, wie 2:1
– Nach Belieben: ½ Vanilleschote
Zubereitung:
1. Erdbeeren waschen, Blattansätze entfernen (TIPP: Wenn Ihr die grünen Häubchen trocknet, könnt Ihr sie prima als Zutat für Kräuter- oder Früchte-Teemischungen nutzen :-)) und in einen Topf geben.
2. Die (halbe) Zitrone gut waschen und die Schale in die Schüssel reiben.
3. Die Mädesüßblüten gut über einem Küchenhandtuch / Küchenpapier ausschütteln, damit die Insekten herausfallen, die fast immer in den Blüten sind. Das Küchenhandtuch / Küchenpapier insektenfreundlich entsorgen – also am besten draußen ausklopfen! Die Blütenrispen in den Topf geben.
4. Jetzt habt Ihr die Wahl: Entweder Ihr gebt die Blüten (und die Vanilleschote) zu den Erdbeeren und lasst beides zusammen über Nacht abgedeckt im Kühlschrank. Oder Ihr kocht beides zusammen einmal auf und lasst es für mindestens eine Stunde abkühlen und durchziehen. Nach beiden Schritten die Blüten mit den Stängeln (und die Schote) entfernen.
6. Die Erdbeer-Masse pürieren, den Gelierzucker dazugeben, aufkochen lassen und dabei immer wieder gut durchrühren, damit nichts anbrennt. Etwa 3 bis 5 Minuten kochen lassen und möglichst heiß in ausgekochte / sterilisierte Marmeladen-/ Schraubgläser füllen. Diese sofort nach dem Abfüllen auf den Kopf stellen und nach einer Weile wieder umdrehen.
Für den Mädesüß-Sirup schaut Ihr am besten einfach im Rezept für Holunderblüten-Sirup nach. Kleiner TIPP vorab: Für Mädesüß-Sirup nehme ich NUR Zitrone. Der Rest aber bleibt gleich.